Warum Wachstum für dein Unternehmen tödlich sein kann und wie du dies verhinderst

von Lukas Sprung

Wachstum ist durch und durch etwas Positives, oder? Etwas, das auch du in deinem Unternehmen anstrebst und auf das du zielgerichtet hinarbeitest.

Endloses Wachstum, der Traum eines jeden Unternehmers …

Allerdings kann dieser Traum auch sehr schnell zum Albtraum werden, sollte dein Unternehmen dem Wachstum nicht gerecht werden oder die neuen Umstände nicht händeln können. 

Den Ursachen und Gründen, wie und warum Wachstum für dein Unternehmen tödlich sein kann und wie du dies verhinderst, gehen wir in diesem Artikel gemeinsam auf den Grund. Ebenso, warum es enorm wichtig ist, auf Skalierbarkeit in deinem Unternehmen zu setzten.

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Disclaimer: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermassen für alle Geschlechter.

Fallbeispiel WeWork

Sicher hast du bereits von WeWork gehört. Oder ganz aktuell den Trailer von “WeCrashed” gesehen, einer Mitte März 2022 erscheinenden Serie, die den Aufstieg und Fall von WeWork in einem von realen Ereignissen inspirierten Drama erzählt. WeWork ist, respektive war, eins der am schnellsten wachsenden Unternehmen des Bereichs Arbeitsplatzvermittlung und Co-Working-Space. Die Bewertung des Unternehmens lag im Oktober 2021 bei stolzen 9 Milliarden US-Dollar. Aktuell bei 4,77 Milliarden. Betrachtet man allerdings die früheren Marktwerte von 2017 mit 20 Milliarden und 2019 mit sogar 47 Milliarden US-Dollar, werfen die aktuellen Zahlen einige Fragen auf. Und nein, es ist kein Kommafehler. Der Wert des Unternehmens fiel in den vergangenen 3 Jahren von 47 auf nur 4,7 Milliarden US-Dollar.

Wie kommt das?

Als Start-up wurde WeWork im Jahr 2010 als die Zukunft des Arbeitslebens angepriesen. Mit einem beispiellosen Wachstum bahnte sich das Unternehmen seinen Weg bis ganz nach oben, bis es 2019 kurz nach dem Erreichen des 47Milliarden US-Dollar Marktwerts mehr als 300 seiner Mitarbeiter entlassen musste. Ein rasanter Absturz des Unternehmens folgte, wodurch Ende 2019 WeWork kurz vor dem Bankrott stand und Gründer und CEO Adam Newman zurücktrat. 

Wie kann das bei einem solchen Marktwert und einem so erfolgreichen Unternehmen sein? 

Ein klassischer Fall, eines Wachstums, welches das Unternehmen schneller zugrunde richtet, als man schauen kann!

Dieses Szenario und die Herausforderungen, Probleme und Versäumnisse lassen sich deutlich anhand der Phasen, die ein Unternehmen grundsätzlich durchläuft, darstellen und erklären:

1. Auf dem Rollfeld – Der Start des Unternehmens

In der ersten Phase des Unternehmertums geht es vor allem darum, die volle Konzentration auf den Verkaufsprozess und das Bedienen der ersten 10 – 20 Kunden (echte Kunden, nicht Freunde 😉) zu richten und langsam aber sicher abzuheben. Hier kann getestet werden, ob und wie das Produkt, das Angebot oder die Dienstleistung von der Zielgruppe angenommen wird. Der ultimative Test für den “market fit”. 

Wichtig hier: Positionierung, Sichtbarkeit, Know-how und ein attraktives Angebot!

Denn sonst wird es das Unternehmen nie schaffen, die Startbahn zu verlassen, erfolgreich durchzustarten und abzuheben! Das Fehlen einer dieser Aspekte ist der häufigste Grund, warum viele Unternehmen nie aus der 1. Phase herauskommen und ihr Potenzial schlussendlich verspielen. 

2. Abheben und fliegen – Das Wachstum beginnt

Das Unternehmen ist zwar noch klein, aber durchaus profitabel. Verkäufe sind vorausschaubar und planbar, das interne System und die aufgebauten Prozesse funktionieren, abgesehen von kleineren Pannen, und das Fundament des Unternehmens ist mehr oder weniger eben und stabil.

Ja, vielleicht gibt es die ein oder anderen Schwachstellen, aber dies ist – solange das Unternehmen nicht plötzlich unerwarteten Herausforderungen ausgesetzt ist – völlig in Ordnung. In der Abflugphase ist es immer etwas hektisch und chaotisch, aber eben trotzdem auch profitabel. Davon abgesehen ist Phase 2 hoffentlich auch mit einer Menge Spass und Freude an den ersten Erfolgen des Unternehmens verbunden.

Die Gefahr: Viele lassen sich von dem Wachstum und den ersten Erfolgen verführen und beginnen völlig spontan – den steigenden Umsatz immer im Kopf – neue Führungskräfte/ Mitarbeiter anzustellen, sowie ein höheres Budget in Werbung zu stecken oder grössere Büroräume zu mieten. Das Wachstum des Unternehmens wird zu einer rosaroten Brille und die kleinen Schwachstellen in Fundament, Prozessen und Systemen sind schnell vergessen, beziehungsweise werden mit einem rosa Schleier überzogen. 

Das Problem: Einfach gesagt, bei diesem Umgang mit Wachstum wird weiterhin immer das gleiche gemacht wie in Phase 1, nur einfach mehr als zuvor.

Gleiche Strategien und Taktiken, sowie die gleiche Kundenakquise. Es sind einfach mehr Kunden, mehr verkaufte Produkte oder Dienstleistungen, aber dadurch fatalerweise auch mehr generelle Ausgaben. Mehr ist also nicht immer mehr! Abgesehen natürlich von den steigenden Ausgaben in Marketing, Lohnkosten, Büromiete, Kundenakquisitionskosten etc. … Der Gewinn sinkt hier allerdings überdeutlich! 

Genau in diesem Moment wird dem Unternehmen die gesamte Schubkraft des Starts genommen, gleichsam einem Flugzeug, das einfach mal eben Kerosin ablässt, um den erfolgreichen Start zu feiern. Ergibt einfach keinen Sinn, verlangsamt und provoziert einen Absturz. Sowohl bei Flugzeug, als auch im Unternehmen.

3. Der Gleitflug – Ruhig, aber mit Option auf Absturz

Der Fokus auf Unternehmenswachstum bei gleichbleibenden Systemen, Prozessen, instabilem Fundament und veraltetem Angebot, plus steigende Ausgaben durch Investitionen in allen Bereichen, lassen das Unternehmen zuerst im Gleitflug verweilen. Jedoch verliert es zeitnah, durch die genannten Gründe und den dadurch fehlenden Geldfluss, immer mehr an Höhe. Das Unternehmen befindet sich schneller als gedacht im Sinkflug und kommt dem Boden gefährlich nahe.

Und mit diesem Punkt kommen wir wieder auf WeWork zurück:

Das Unternehmen hat infolge seines immensen Wachstums verstärkt auf die Investition in Immobilien, Büroräume und die Expansion gesetzt, sowie zahlreiches zusätzliches Personal eingestellt. Auch die Kundenakquise wurde weiter vorangetrieben und ungeheure Summen in das Marketing investiert. In Folge sind die Ausgaben mit einem Mal drastisch gestiegen. WeWork konzentrierte sich voll und ganz auf das Wachstum des Unternehmens und jagte dem “mehr” hinterher.

ABER: Mehr Investitionen und Kunden sind eben nicht gleich mehr Gewinn! Was dann für WeWork folgte, wissen wir ja bereits …

Wichtig ist es also, sich nicht nur auf das Wachstum zu fokussieren, sondern vielmehr auf das Skalieren des Unternehmens!

4. Der Zieldestination entgegen – Die erfolgreiche Skalierung

Skalierung ist das A&O und kann mithilfe folgender 3 Schritte einfach im Unternehmen umgesetzt werden. So kannst du dich schliesslich ganz entspannt zurücklehnen und deinem Ziel entgegenfliegen.

Unsere Top 3 Tipps für deine erfolgreiche Skalierung:

  1. Vergewissere dich, dass du dich nicht nur auf eine einzige Kundengewinnungsstrategie/ Verkaufsstrategie verlässt. 

→ Habe mindestens drei verschiedene Kanäle, wobei jeder dieser Kanäle nicht mehr als 60% der Interessenten bringen sollte. 

  1. Plane deinen Gewinn ein! Achtung, hier ist ausdrücklich nicht der Umsatz gemeint.

→ Plane ca. 80% Kosten und 20% Gewinn pro Monat ein. Jedoch nicht weniger als 10% Gewinn.

  1. Vergiss nicht, dass die Strategie, die dich in diese Phase gebracht haben, nicht mehr 1:1 funktionieren und angepasst werden müssen. 

→ So wie sich das Unternehmen verändert und wächst, müssen auch dringend die Systeme, Taktiken und Prozesse aktualisiert werden.

Fazit:

Was kannst du also aus dem grossen Crash von WeWork lernen? Klar, “mehr ist nicht gleich mehr”!

Wichtig ist, sich der Verlockung, die das Wachstum mit sich bringt, zu widersetzen und sich stattdessen mithilfe der obigen 3 Schritte auf eine erfolgreiche und nachhaltige Skalierung im Unternehmen zu konzentrieren. Dabei solltest du immer im Auge behalten, in welcher Phase sich dein Unternehmen aktuell befindet und deine Rolle als Gründer, Inhaber oder Geschäftsführer gegebenenfalls anzupassen.

Erfolgreich skalieren heisst für dich eben auch Fahrer, Manager, Leader oder auch Erfinder zu sein!


Lukas Sprung ist Gründer und Geschäftsinhaber der Sprung Consulting GmbH. Der gebürtige Schweizer ist Multi-Unternehmer mit Leidenschaft. Mit Sprung Consulting hat er seine Vision erfüllt, um auch andere Unternehmer beim Unternehmensaufbau und dem Wachstum zu unterstützen. Gemeinsam mit seinem Team hat er in den letzten 11 Jahren 7 eigene erfolgreiche Unternehmen gegründet und viele Geschäftsinhaber beim erfolgreichen Unternehmensaufbau unterstützt. Aber nicht nur im Business geht es für Lukas Sprung hoch hinaus. In seiner Freizeit geht er seinem liebsten Hobby, dem Gleitschirmfliegen nach.

Fotocredit: Sprung Consulting, Pexels